Geschichte

Ein Dorfverein im Wandel der Zeiten

Als in den 40er Jahren der Ruf nach Freiheit mächtig durch die deutschen Lande ging, fand er auch in dem damals noch kleinen Dorf Heidesheim einen kräftigen Widerhall. Der durch “Vater Jahn” und seine Turnvereine gehegte und gepflegte Drang nach Freiheit und Einigkeit unseres großen deutschen Vaterlandes fand auch hier seinen Ausdruck durch Gründung von gleich zwei Vereinen: die “Turngemeinde” und der “Turnverein”. Beide schlossen sich 1848 zum “Turnverein Heidesheim” zusammen, und die hiesigen Frauen und Jungfrauen waren ganz begeistert für die edle Turnsache und die in derselben verkörperten Freiheit und stifteten dem neuen Verein eine prachtvolle, seidene Fahne in den deutschen Farben: Schwarz-Rot-Gold. Bei der Einweihung dieser Fahne am 8. Oktober 1848 wurden so zündende Reden gehalten und die Turner so für die Freiheit begeistert, dass sie mit allen möglichen Gegenständen bewaffnet in großer Anzahl einem kurz darauf erlassenen Aufruf eines inzwischen aufgetretenen Landeskomités folgten, um die Freiheit und Einigkeit unseres Vaterlandes mit Waffengewalt erringen zu helfen. (Aus der Festschrift 1898 des damaligen Turnvereins).

Die erwähnte Fahne ist heute noch nach ihrer Restaurierung in der Urform erhalten und erinnert an den damaligen Volksaufstand, aber auch an 150 Jahre einer wechselvollen Geschichte des Vereins. Zwei Weltkriege und völlige Veränderung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse waren vordergründige Ereignisse. Doch bei allem Auf und Ab in der Entwicklung des Heidesheimer Sportlebens fanden sich immer wieder Frauen und Männer, die durch ihre Tatkraft und ihren persönlichen Einsatz das Steuer in feste Hände nahmen.

So auch damals, als der mit soviel Begeisterung begonnene Aufstand unterdrückt wurde und sich Mutlosigkeit und Verzagtheit in den Reihen der Turner breit machte. Mit Otto Krebs wurde am 3. August 1862 ein “Erster Sprecher” gewählt, der ein Gartengrundstück neben der Burg Windeck als Übungsplatz zur Verfügung stellte – ein Zimmer in der Burg wurde für 26 wackere Männer zum Vereinslokal. Bald darauf schien der Verein durch finanzielle Schwierigkeiten am Ende, und kam erst 1874 durch die Initiative einiger treuer Mitglieder wieder richtig in Schwung. Ein Turnplatz wurde in der heutigen Turnerstraße käuflich erworben, jedoch sollte der gewünschte Bau einer Turnhalle noch lange ein Wunschgebilde bleiben. Um der baulichen Entwicklung der Gemeinde nicht im Wege zu stehen, wurde 1912 ein neues Übungsgelände an der heutigen Mühlschule im Tausch erworben. In diesem Jahr entstand auch ein anderer Vereinsname: “Turnverein Heidesheim von 1848″.

Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte der Verein eine neue Blütezeit. Zu den Turnern gesellten sich Faustball, Leichtathletik, Handball und Fußball. Dann war es endlich soweit! Nachdem Jahrzehnte um die Errichtung einer Turnhalle gerungen worden war, wurde das Projekt im Jahre 1938 Wirklichkeit. Die Gemeinde hatte das Grundstück mit Saalbau neben der Burg Windeck erworben und in Gemeinschaftsarbeit in eine Turn- und Festhalle umgebaut. Anlässlich des 90jährigen Bestehens gab man sich den Namen: “Turn- und Sportgemeinde von 1848 Heidesheim”. Das große Drama des Zweiten Weltkrieges legte das sportliche Treiben lahm und wurde erst wieder am 15. Juni 1946 von 69 anwesenden Mitgliedern bei der Gründungsversammlung im Saalbau Bohland zu neuem Leben erweckt. Tischtennis, Radsport und Schach boten jetzt zusätzliche Betätigungsmöglichkeiten. Allerdings verschwanden bald darauf Radsport und Handball von der Bildfläche, und “Schach” machte sich selbstständig. Eckpfeiler im TSG-Sport waren und sind bis heute: Turnen, Leichtathletik und Fußball. Im Juni 1958 wurde die 110-Jahr-Feier mit der Übernahme des Gauturnfestes auf dem Sportplatz “Am Bachacker” und in der festlich geschmückten Markthalle in würdiger Weise begangen. Auch erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Ingelheim. Die Vorständler Jakob Eschborn, Willi Mehler und Jakob Frey leisteten Pionierarbeit in der Aufbauphase der Nachkriegszeit, als noch ein Säckchen Mehl gegen eine Ballblase getauscht wurde oder der Rasierklingenverkauf einen Satz Trikots einbrachte.

Ein bedeutungsvolles Ereignis kündigte sich Anfang der 60er Jahre an. Das alte Sportgelände fiel einer Ortsumgehungsstraße (heute A 60) zum Opfer. Mit einer 80.000-Mark-Abfindung der Straßenbaubehörde und einem Pachtvertrag des Unifonds Mainz in Händen, ging der 1. Vorsitzende Hartmut Schmid, gestützt auf einen Vereinsbeschluss, ans Werk zum Bau einer neuen Sportanlage “An der Saifer Brücke”. Doch nach Beendigung des 1. Bauabschnittes kam es zu einer Vereinskrise. Anstehende Schuldenlasten und ungelöste Finanzierungsfragen führten 1964 zum Rücktritt des Vereinschefs, und auch der neugewählte Vorsitzende Johann Mages resignierte nach einjähriger Tätigkeit und stellte sein Amt zur Verfügung.

Auf der Generalversammlung am 27.3.1965 fand sich kein Kandidat für den Vereinsvorsitz – erst in der neu anberaumten Versammlung am 23.4.1965 nahm der frühere Vereinsführer Jakob Frey wieder die Geschicke in die Hand. Ihm zur Seite stand der damalige 1. Kassierer Leander Rückeshäuser. Zusammen mit vielen freiwilligen Helfern, besonders aus den Reihen der aktiven Fußballer und Leichtathleten, wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Nach zähem Ringen um eine befriedigende Finanzierung und endlosen Verhandlungen mit Verbänden und Behörden – die Ortgemeinde Heidesheim (Bürgermeister Josef Dillmann) übernahm die Baubürgschaft – entstand eine funktionsgerechte Kampfbahn C mit Sportheim (Eigenhilfe), worauf alle stolz waren. In diese Zeit fiel auch die jährliche Ausrichtung und Durchführung des Erntedankfestes mit seinen gesellschaftlichen Veranstaltungen in der Markthalle, wo auch heute noch über 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer vorbildliche Gemeinschaftsarbeit leisten und ein wichtiges “Zubrot” erwirtschaften.

Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten 1973 – 125 Jahre TSG Heidesheim – ging Jakob Frey in den verdienten Ruhestand, wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt und übergab das Führungsamt des 800 Mitglieder starken Vereins an Jakob Kling. Im gleichen Zeitraum wurde eine Damenhandball-Abteilung ins Leben gerufen, die aber nur wenige Jahre existierte. Sport und Spiel liefen erfolgreich, leider verschlechterte sich der Zustand der Sportanlage merklich, es fehlten eine Bewässerungsanlage und taugliche Pflegegeräte. Zu allem Übel wurde 1975 die alte Turnhalle in der Bahnhofstraße abgerissen (Bau eines Feuerwehrgerätehauses), in der kleinen Schulsporthalle wurde um jedes freie “Trainingsplätzchen” gekämpft. Diskussionen über Erweiterung und Renovierung der Sportanlage und die Erstellung einer Sporthalle in Sportplatznähe standen in jener Zeit im Vordergrund.

Jakob Kling erklärte im Frühjahr 1977 seinen Abschied. Alfred Reinhart und Georg Schniering übernahmen kurzzeitig das höchste TSG-Amt. 1979 wurde Manfred Metzler zum Vorsitzenden gewählt, der die Überholung der Sportanlage vorantrieb, was dann auch 1982/83 mit Kosten von 500.000 DM aus Kreis- und Landeszuschüssen und einem stattlichen Betrag der Ortsgemeinde (Bürgermeister Josef Arnold) verwirklicht wurde. Aber auch die TSG beteiligte sich mit 155.000 DM an dem Projekt.

Trotz permanenter Übungsraumnot wurde 1982 mit Hockey eine Randsportart aufgenommen, die Besucherzahlen bei den geselligen Veranstaltungen waren rückläufig, die Beiträge mussten erhöht werden und persönliche Arbeitsleistungen auf dem Sportgelände (ca. 1.000 Std./Jahr) wurden beschlossen. Auf der Mitgliederversammlung am 13.3.1987 kandidierte Manfred Metzler nach achtjähriger Tätigkeit nicht mehr, und es erfolgte der reibungslose Wechsel an Leander Rückeshäuser, der bereits seit 1965 Vorstandsmitglied in dem jetzt 1.150 Mitglieder zählenden Verein war.

Mit der Einweihung der Verbandsgemeinde-Sporthalle (VG-Bürgermeister Friedel Korn) am 10.10.1987, die mit einer Trainingsfläche von 27 x 45 m gut in das zentrale Sportgelände “Im Saif” integriert wurde, kam ein riesiger Aufschwung. Die Sportart Basketball kam ins Angebot, und innerhalb von zwei Jahren wuchs der Verein durch Bildung neuer Freizeit- und Breitensportgruppen auf 1.450 Mitglieder an. Das 36.000 m2 große Sportgelände wurde durch die Ortsgemeinde (Bürgermeister Herbert Eckert) vom Universitätsrentamt Mainz angekauft und ein Nutzungsvertrag zwischen Ortsgemeinde und TSG bis zum Jahr 2020 besiegelt, der die Pflegearbeiten dem Verein, gegen einen Zuschuss aus dem Gemeindesäckel, überlässt.

1992/93 errichtete die TSG in Eigenregie – mit Zuschüssen vom Kreis (5.000,– DM) und vom Sportbund Rheinhessen (18.000,– DM) für eine viertel Million DM einen Erweiterungsbau an das bestehende Sportheim. Ein Versammlungsraum mit Geschäftszimmer (100 m2) und eine moderne Krafttrainingsstätte (50 m2) schaffen nun beste Voraussetzungen für Verwaltung und Sport, und waren ein lohnende Investition. Die Vereinszeitung, die jährlich drei- oder viermal erschienen ist und zu den Besten in Rheinland-Pfalz gehörte, musste l aus finanziellen Gründen leider eingestellt werden.

Im Jahre 1997 erfolgte eine Sanierung des Spielfeldes (oberste Schicht) durch die Ortsgemeinde mit einem Kostenaufwand von 60.000 DM. Die TSG leistete dazu einen Beitrag von 15.000 DM, der vom Landessportbund als Zuschuss zur Verfügung gestellt wurde.

Ein stolzes Jubiläum stand 1998 an: 150 Jahre TSG Heidesheim. Höhepunkte der ganzjährigen Veranstaltungen waren die Akadamische Feier am 6. März, eine Sportwoche vom 20. bis 28. Juni und die Hallenschau am 21. November.

Einschneidende Veränderungen im geschäftsführenden Vorstand brachte die Mitgliederversammlung 1999. Leander Rückeshäuser, der den Verein 13 Jahre als 1. Vorsitzender führte und insgesamt 35 Jahre dem Vorstand angehörte, trat nicht mehr zur Wahl an. Neuer 1. Vorsitzender wurde Helmut Laux. Leander Rückshäuser wurde aufgrund seiner herausragenden Verdienste für die TSG von der Mitgliederversammlung zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Ein lange gefordertes Projekt wurde 2001 Wirklichkeit. Die Ortsgemeinde hat den Parkplatz auf dem Sportgelände ausgebaut. Mit der Einweihung wurde dem Sportgelände auf Beschluss der Mitgliederversammlung die Bezeichnung “Jakob-Frey-Sportanlage” verliehen.

Heute werden in dem ehrenamtlich geführten, ältesten und größten Verein am Ort (über 1.700 Mitglieder) folgende Hauptsportarten betrieben: Basketball, Fußball, Hockey, Leichtathletik, Tischtennis und Turnen. Fußballfeld, 400m-Laufbahn, leichtathletische Anlagen, Spielwiesen, Kraftraum, VG-Sporthalle und die Kleinsporthallen in der Haupt- und Mühlschule bieten gute Möglichkeiten für Training und Wettkampf. Über 20 verschiedene Kursangebote (auch für Nichtmitglieder) und vielfältige Breitensportmöglichkeiten, darunter regelmäßige Walking- und Lauftreffs und die sehr erfolgreichen Sportabzeichenabnahmen, schaffen eine reichhaltige Palette im Gesundheits- und Freizeitbereich, betreut von rund 100 Übungsleiter/innen.

Meisterehrungen, Kinderweihnachtsfeiern, Jugenddisco, Kinderspielfest, Hallensportschau, Wanderungen, Trimm-Trab ins Grüne, Freizeitlager, Erntedankfest, Silvesterball und Ehrenmitgliedertreffen sind feste Bestandteile des Saisonprogramms. Neben dem Vorstand sorgen Fest-, Bau-, Jugend- und Abteilungsmausschüsse für einen kontinuierlichen Jahresablauf aller Aktivitäten. Sportheim (Gaststätte verpachtet) und Clubraum sind Treffpunkte zur Förderung des Vereinslebens und des Gemeinschaftsgefühls.

Mit diesen Inhalten will die TSG auch künftig – wie schon in der Vergangenheit – in hohem Maße zum sozialen Wohlbefinden der Heidesheimer Bevölkerung beitragen.