Seit 80 Jahren im Verein

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Beim Sportfest auf der Waldeck 1941 hat Ernst Müller keinen Buchpreis bekommen, obwohl der platziert war - sein Vater war nicht in der Partei.
Er ist mit 93 Jahren das älteste Mitglied und bereits 1938 in die TSG eingetreten: Für 80 Jahre Vereinszugehörigkeit hat Vorsitzender Stefan Gerbig jetzt Ernst Müller bei der Mitgliederversammlung geehrt. Müller, der von seiner Frau Melitta, seiner Tochter Erika Weisrock und seinem Sohn Gerd Müller begleitet wurde, hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich zur Ehrung in den Schönborner Hof zu kommen, obwohl er fast nichts mehr sieht und am Stock geht. Die TSG-Mitglieder zollten ihm dafür stehend Applaus.
Vor allem in der Leichtathletik und im Feldhandball war Ernst Müller als junger Mann erfolgreich. „Ich bin gern Mittelstrecke gelaufen“, erinnert sich Müller. „Da war ich meistens der Schnellste.“ Auch Hoch- und Weitsprung lagen ihm. „Ein echter Allrounder“, lobte Vorsitzender Stefan Gerbig bei der Ehrung.
An die zahlreichen Wettkämpfe erinnert sich der „echte Heidesheimer“ gern: „Da habe ich allerdings oft nur den zweiten Platz gemacht.“ Seine beiden Brüder waren ebenfalls sehr talentiert, doch sie haben beide den Krieg nicht überlebt.
Der Sport war den Jungs in die Wiege gelegt. „Mein Vater Georg Müller war Turnlehrer und hat mich schon mit fünf Jahren mit ins Training genommen“, sagt Ernst Müller. Er ist sich sicher, dass er deshalb noch so gut drauf für sein Alter ist. Das bestätigt auch seine Familie. „Er hatte vor Kurzem den zweiten Schlaganfall“, berichtet sein Sohn Gerd. „Danach war er einseitig gelähmt, hat sich aber mit sportlichem Ehrgeiz wieder fit gemacht. Mein Vater ist ein zäher Kerl.“ Viele Jahre war Ernst Müller dann auch selbst Trainer.
Aktiv als Sportler war er bis ins hohe Alter. „Bis 89 ½ hat er beim Kursus von Sieglinde Bihler und früher bei Gretelmarie Körner mitgemacht“, erzählt sein Sohn schmunzelnd. Müllers Frau Melitta, auch schon fast zarte 90 Jahre alt, besucht den Kursus weiterhin. Beide führen den Haushalt noch selbst, kochen auch.
Passiv interessiert sich Müller aber für den Sport. „Die Olympischen Winterspiele habe ich im Fernsehen verfolgt“, sagt er. „Fußball weniger, weil ich ja fast nichts sehe.“
Nur wenige Tage nach der Ehrung im Schönborner Hof ist Ernst Müller gestürzt und hat sich einen Bruch zugezogen. Der TSG-Vorstand drückt ihm die Daumen für eine schnelle Genesung.

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